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20. Oktober 2012

Der neue Golf als alter Bekannter

OLBIA. Erstaunlich, wie Volkswagen das hinkriegt: Der neue Golf ist ein alter Bekannter. Wer jemals Golf gefahren ist, wird sich sofort zu Hause fühlen. Alle anderen erleben ein Produkt mit an Langeweile grenzender Perfektion. Denn die siebte Generation des Volkswagens ist wie seine Vorgänger ein Auto ohne wirkliche Schwächen geblieben. Geändert hat sich dennoch eine ganze Menge.

Der neue
                Golf als alter Bekannter

Mehr Kanten fürs Geld bietet die Karosserie, deren Grundform mit breiter Hecksäule sofort als Golf zu erkennen ist. Etwas länger ist er geworden, ein Stück breiter sowie im Kofferraum einen Hauch größer. Den Ingenieuren ist dabei das Kunststück gelungen, trotz Verzicht auf teure Werkstoffe wie Aluminium bis zu 100 Kilogramm Gewicht zu sparen.

Leichteres Fahrwerk

Leichter ist etwa das Fahrwerk der schwächer motorisierten Varianten: Zum Einsatz kommt ein vertrautes Stück einfacher Technik namens Verbundlenker-Hinterachse, während die stärkeren Modelle wieder eine Mehrlenkerachse haben. Solche Feinheiten sind ein Beispiel für den gelungenen Spagat von Volkswagen zwischen erschwinglich und luxuriös. Doch wie preiswert ist der neue Golf wirklich?

Das Basismodell kostet mit zwei Türen 16 975 Euro sowie als Viertürer 17 875 Euro inkulsive einer anständigen Serienausstattung mit Klimaanlage, Fensterheber und Zentralverriegelung sowie der Multikollisionsbremse als Sicherheitsgewinn, weil sie nach einem Unfall das Auto abbremst, um weiteres Ungemach zu verhindern. Das Einstiegsmodell ist innen stets Schwarz und außen ohne Aufpreis nur in Uranograu lackiert, alle anderen Farben inklusive Weiß kosten extra. Auch für ein passendes Radio will Volkswagen 410 Euro berechnen. Das Gesamtpaket bleibt dennoch bezahlbar, bringt dabei die wesentlichen Werte dieses Volkswagens mit.

Der Golf stellt auch in der siebten Generation ein Musterbeispiel für höchste Qualität dar, wovon seine direkten Vorgänger den TÜV auch nach Jahren überzeugen. Die Mühelosigkeit der Bedienung ist beeindruckend. Das Auto ist selbsterklärend, hebt sich damit wohltuend von Konkurrenten ab, die auf Mittelkonsolen den Krieg der Knöpfe austragen. Dabei hat der Golf erst jetzt alles, was der Wettbewerb teils schon länger bietet.

Assistenzsysteme sind nunmehr reichlich vorhanden, und füllen die Aufpreisliste. Wer mag, kann sich beim Wachbleiben, Spurhalten oder der Verkehrszeichenerkennung helfen lassen oder die automatische Distanzregelung mit Notbremsfunktion ordern - im Paket kosten sämtliche Helfer 2 350 Euro. Erwähnenswert auch eine adaptive Fahrwerksregelung mit Fahrprofilauswahl.

Keine Überraschungen - das beschreibt es am besten. Der Golf nimmt Straßen mit einer Ausgewogenheit zwischen Sportlichkeit und Komfort, die in dieser Form einmalig ist. Seine Lenkung ist erstklassig feinfühlig.

Es darf gerne auch etwas schneller zur Sache gehen, das Fahrwerk nimmt's gelassen. Beeindruckend ist die Ruhe im Innenraum, an der vor allem die TSI-Benzinmotoren maßgeblich beteiligt sind. Die Zeit der Saugmotoren ist nun auch beim Golf vorbei. Unter der Haube stecken ausnahmslos Triebwerke mit Turboaufladung und Direkteinspritzung. Alle haben ein Start-Stopp-System mit Bremsenergie-Rückgewinnung. Zur Auswahl stehen drei Benziner mit einer Leistung zwischen 63 kW (85 PS) und 103 kW (140 PS), wobei der stärkste Ottomotor ebenso wie der Spitzen-Selbstzünder auch mit automatischer Zylinderabschaltung geordert werden kann.

Drei TDI-Varianten

Als Diesel bietet Volkswagen drei TDI-Varianten mit Common-Rail-Einspritzung in den Leistungsstufen 77 kW (105 PS) bis 110 kW (150 PS) an. Beim Verbrauch sprechen die Wolfsburger von zweistelligen Einsparungen im Vergleich zum Vorgänger, doch von sensationell niedrigen Werten ist der Golf noch ein Stück entfernt.

Am stärksten spart das Basismodell mit dem spritzigen 1,2-Liter TSI, denn verglichen mit dem alten 1,4-Liter Saugmotor im Vorgänger kommt es bei einem Verbrauchswert von durchschnittlich 4,9 Liter Superbenzin pro 100 Kilometer mit 23 Prozent weniger Benzin aus. Das ist nett, aber keine wirkliche Überraschung.

Der schwächste Diesel genehmigt sich einen im Klassenvergleich unterdurchnittlichen Verbrauch von 3,8 Liter, und ist damit in der Golf-Familie das sparsamste Mitglied zum Kaufpreis von 20 725 Euro.

Stärker motorisiert und nobler aussgestattet, klettert der Golftarif ebenso zügig in Richtung 30 000 Euro - und damit weit weg von dem, was noch als Volkswagen bezeichnet werden kann.

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