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15. November 2014

Die Kleinen sind erwachsen

BARCELONA. Ein Smart war immer anders als andere Kleinwagen. Als Cityflitzer mit unverwechselbarem Auftritt und unvergesslichen Eigenwilligkeiten hat sich der Zweisitzer in die Herzen seiner Besitzer geschaukelt. Man musste ihn lieben oder hassen. Das ist jetzt Vergangenheit. In der dritten Generation ist das Miniaturmobil erwachsen geworden. Gemeinsam mit Renault entwickelt bringt die Daimler-Marke nicht nur einen zweisitzigen Smart Fortwo, sondern auch wieder einen viersitzigen Smart Forfour. Beide Kleinwagen bieten lobenswert mehr Auto als bisher.

Farbenfrohe Kürze

In der Kürze liegt beim Fortwo nach wie vor die Würze. Die Länge ist mit bescheidenen zwei Metern und siebzig Zentimetern bekannt, die Höhe mit anderthalb Metern ebenso, aber der Kleine steht jetzt zehn Zentimeter breiter auf der Straße – und er hat eine ausgeprägtere Nase. Knallbunt ist er vom stoffbezogenen Armaturenbrett bis zur Außenhaut geblieben. Zu den gewohnten Stärken des Zweitürers zählen sowohl die zweigeteilt öffnende Heckklappe als auch reichlich Platz für Zwei. Klar, der Dreizylindermotor sitzt wieder im Heck, und er treibt auch die Hinterräder an. Unterwegs hat das Deja-vu ein erfreuliches Ende.

Kaum Nicken, kein Zicken, kein Wanken und auch kein Schwanken mehr. Der neue Smart Fortwo fährt sich so unspektakulär problemlos wie andere Kleinwagen auch. Federungskomfort stellt tatsächlich kein Fremdwort mehr dar, selbst wenn aus den hervorragenden Vordersitzen der ersten beiden Generationen nunmehr bescheidenere Sitzgelegenheiten geworden sind.

Gute Getriebe

Das serienmäßige Fünfganggetriebe ist jetzt eine klassische Handschaltung und macht Spaß. Aus der Smart-Halbautomatik mit Nick-Garantie und Schaltpausen-Einlagen von einst ist ein hochmodernes Sechsgang-Doppelkupplungs-Getriebe geworden, das es demnächst nur gegen einen Tausender Aufpreis gibt, sich dafür aber auch nichts zu schulden kommen lässt. Weltmeister ist der Wagen für Zwei mit einem sensationell kleinen Wendekreis von unter sieben Metern. »Wendiger denn je – das macht Spaß und bringt einen praktischen Nutzen«, freut sich Entwicklungschef Markus Riedel. Durchschnittlich dagegen das, was den Smart antreibt.

Das Leistungsangebot der Dreizylinder-Benzinmmotoren reicht zur Markteinführung von 52 kW (71 PS) bis zu 66 kW (90 PS), später soll noch ein etwas schwächerer Basisbenziner folgen. Flott genug sind alle Smarties, sensationell handlich auch. Erwähnenswert sind der serienmäßige Seitenwind-Assistent sowie die gegen Aufpreis lieferbaren Systeme zur Abstandswarnung und Spurhaltung. Sowieso ist der Kleine in Sachen Sicherheit wieder ganz groß. Die Struktur ist steif, die Rückhaltesysteme beinhalten jetzt auch einen Knie-Airbag für den Fahrer, und das bedeutet für die Insassen viel Gutes wenn’s knallt. »Wenn ein Smart und eine S-Klasse mit Tempo 50 aufeinander prallen, können die Insassen des Smart aussteigen«, beschreibt Christian Kuhn als Sicherheitsentwickler das Ergebnis. Enttäuschend wirken die Werksangaben zum Kraftstoffverbrauch.

Zwischen vier und fünf Liter Superbenzin soll ein Fortwo laut Prospekt pro 100 Kilometer verbrennen. In der Praxis dürften es deutlich mehr sein, und das ist alles andere als super sparsam. Sowieso ist ein Smart nach wie vor etwas für Menschen, die nicht so ganz genau auf den Euro schauen wollen. Mag das Auto auch noch so süß sein, die Preise sind gesalzen.

Gesalzene Preise

Das Basismodell des Smart Fortwo kostet zwar nur 10 895 Euro, aber dafür gibt’s auch nur das absolute Minimum, sprich noch nicht mal die gerade im Stadtverkehr unverzichtbare Servolenkung. Außerdem ist der billigste Smart innen und außen ohne Aufpreis nur farblos schwarz-weiß. Bunter und bekömmlicher ausgestattet sind die Linien Passion, Prime und Proxy, für die zwischen 1 390 und 3 390 Euro Aufpreis fällig werden. So klettert der Preis der Knutschkugel schnell in Richtung 15 000 Euro, denn für jede klitzekleine Kleinigkeiten hält die Daimler-Marke die Hand auf: Fast alle Farben für die Karosserie kosten mehrere hundert Euro extra, die Abdeckung des winzigen Kofferraums (260 Liter Fassungsvermögen) verschlingt 90 Euro, und die beliebten runden Zusatzinstrumene Cockpituhr und Drehzahlmesser schlagen mit 150 Euro zu Buche. Während der Zweisitzer direkte Preisvergleiche mangels Konkurrenten schwierig macht, sieht das beim Forfour ganz anders aus.

Praktische Flexibilität

Runde 80 Zentimeter mehr Länge sowie zwei schlanke hintere Türen machen aus dem Smart einen Viersitzer, der in vielen Teilen identisch mit dem gemeinsam entwickelten Renault Twingo ist. Der Fourfour rollt wie der Franzose vom Fließband im slowenischen Novo Mesto, während der Zweisitzer nach wie vor aus »Smartville« im lothrischen Hambach kommt. Auf den ersten Blick scheinen Twingo und Forfour wie Zwillinge, nur preislich spielen sie in anderen Klassen. Den Renault gibt’s ab 9 590 Euro, der Smart kostet mindestens 11 555 Euro. Moment mal, sagen da die Smart-Entwickler: »Die Autos sind innen und außen komplett unterschiedlich. Wir haben Wert auf ein eigenständiges Cockpit gelegt«, betont etwa Adolf Marold als Verantwortlicher fürs Design. Ganz gleich mit welchem der Daimler-Ingenieure man spricht, überall wird von in wesentlichen Bereichen eigenen Standards und Qualitätsprüfungen gesprochen. Besonders gerne reden die Mütter und Väter des Forfour über seine praktische Flexibilität.

So finden nicht nur vier Menschen, die sich mögen sollten, ein Plätzchen. Das Gepäck reist in einem Kofferraum, dessen Umfang sind mit zahlreichen Klappkunststücken der Rücksitzbank vielfältig verändern lässt: Mal eben einen großen Karton einzuladen ist ein Kinderspiel. Im Sommer verwandelt das Faltdach (990 Euro) den Smart in ein luftiges Spaßmobil, und ansonsten darf wie beim Zweitürer auch gerne großzügig in die Bordunterhaltung investiert werden.

Kühler Klang

Wer in beiden Smart-Modellen Musik genießen möchte, kriegt die Klimaanlage im 1 100 Euro teuren Paket gleich mitgeliefert. Inklusive sind dabei auch eine praktische Bluetooth-Schnittstelle für Mobiltelefone mit Freisprecheinrichtung und Audio-Übertragung. Noch netter wird’s dann mit dem Cool & Media Paket, das einen 17,8 Zentimeter großen Bildschirm zum Anfassen und Navigationsfunktion beeinhaltet, wofür 1 700 Euro fällig werden. »Karten und Navigationssystem kommen von TomTom, drei Jahre Kartenupdates sind inklusive«, erklärt Entwicklerin Friederike Glaub.

Internet inklusive

Eine passende App für die Generation Smartphone rundet die multimedialen Talente der Smarties ab. Das Schönste am Cool & Media Paket sind die aktuellen Infos über Verkehrsstaus sowie Tipps aus der Smart-Community, die via Internet geliefert werden. Dazu besitzt das Gerät eine Mobilfunkkarte, deren Datengebühren drei Jahre lang vom Daimler bezahlt werden – das ist richtig smart.

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