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27. Januar 2011

Nicht nur sauber, sondern rein

REUTLINGEN. Schmutzige Wäsche zu waschen, ist kein Vergnügen, sondern ein knallhartes Geschäft. Denn in der Zentralwäscherei des Klinikums auf dem Steinenberg kommt es keinesfalls nur darauf an, dass das was hinten herauskommt sauber ist.

»Alles soll in erster Linie hygienisch sein«, erklärt Michael Beck als Leiter der Textilversorgung, »aber in zweiter Linie müssen die Kosten stimmen«. Beides zu schaffen ist keine Zauberei, sondern das Ergebnis schweißtreibender Arbeit.

Hinter der kühlen Aluminiumfassade der Zentralwäscherei herrschen tropische Bedingungen. Die Luft ist feucht, es riecht wie zu Hause am dampfenden Bügelbrett. Über den Köpfen der hier in weißen Kitteln arbeitenden Menschen drehen Bettlaken oder OP-Tücher an Schienen aufgehängt ihre Runde. Maschinen wummern, poltern und zischen. Mittendrin steht Michael Beck und erzählt, was hier passiert.

»Alle 160 Sekunden sind 36 Kilogramm Wäsche fertig«

»Wir waschen für alle drei Kränkenhäuser der Kreiskliniken Reutlingen GmbH sowie für externe Kunden, etwa Gebäudereiniger.« Da kommt einiges zusammen: Täglich durchlaufen 5,5 Tonnen den Betrieb, was etwa 1 100 Haushalts-Waschmaschinen entspricht. Im Vergleich zur Waschstraße hier wirken diese Maschinen mit ihren Trommeln wie Spielzeuge.

Am Steinenberg kommt die Schmutzwäsche in Säcken auf der unreinen Seite an, und landet dann in Portionen von jeweils 36 Kilogramm in einer von 13 Kammern der Waschstraße. »Alle 160 Sekunden sind 36 Kilogramm fertig«, beschreibt Beck die Leistungsfähigkeit der Maschine, in der es wie zu Hause verschiedene Programme gibt, nur eines nicht: Kochwäsche. Da wundert sich der Laie beim Gedanken an blutverschmierte Tücher.

»Wir reinigen beim Temperaturen von 60 bis 70 Grad. Die Chemie tut ihr übriges«, erklärt Beck. Womit er Mischungen meint, die wenig mit dem handelsüblichen Weißen Riesen oder Persil zu tun haben. Die Komponenten des Waschmittels der Zentralwäscherei kommen aus blauen Tonnen, werden computergesteuert zusammengerührt. Wie bei den Temperaturen gilt auch in Sachen Verbrauch: Profis machen aus weniger mehr.

»Wir reinigen bei Temperaturen von 60 bis 70 Grad«

»Die Hausfrau verbraucht pro Kilogramm zwischen 15 und 20 Liter Wasser, wir schaffen's mit fünf Litern«, freut sich Beck, und dies trotz Vorwäsche, Hauptwäsche und Spülgang. Sehr effektiv ist auch das Trocknen am Ende, obwohl gar nicht geschleudert wird. In der Waschstraße presst ein Gummimembran mit dem Druck von 36 Bar - Autoreifen sind meist mit deutlich unter drei Bar aufgepumpt - die Feuchtigkeit aus den Textilien. Schließlich landet das saubere Ergebnis auf einem Sortierband.

Mit geübtem Blick und flinken Händen wandern Flachwäsche wie Tücher oder Bezüge sowie Frotteewäsche jeweils auf den richtigen Stapel. Besondere Beachtung erfahren auch Formteile. Was soll das denn sein? »Alles, was man am Körper trägt«, verrät Beck. Diesen Stücken wird eine besondere Behandlung zuteil.

Sie kommen in einen sogenannten Tunnel-Finisher, der jeden bügelnden Menschen neidisch macht: Dieses Ding im Format eines Kleiderschrankes entfernt Falten mit Dampf in rasander Geschwindigkeit.

Anschließend werden manche Kittel per Hand gefaltet. Denn nicht immer ist eine Maschine billiger als menschliche Arbeit. Obwohl, sagt Beck nachdenklich, immer weniger Frauen und Männer in Lohn und Brot stehen.

»Ich habe nur noch 13 Mitarbeiter - das bringt der Wettbewerb mit sich«, meint der Chef der Textilversorgung. Er ist sich sicher: »wir sind gut«. Das gilt ganz besonders für die Sauberkeit der Wäsche, deren hygienische Qualität in regelmäßigen Abständen im Labor geprüft wird.

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